Erste Hilfemaßnahmen bei Heimtieren

Notfälle treffen uns meist unvorbereitet und völlig überraschend. Aus einem schönen Spaziergang mit unseren Hunden entsteht plötzlich eine Rauferei mit Artgenossen oder ein Tier wird von einem Auto erfasst und liegt schwer verletzt auf der Straße. Nachts hören wir plötzlich unseren Hund würgen und er versucht sich zu erbrechen, aber es gelingt ihm nicht und der Bauch wird immer gespannter. In diesen Situationen ist es oft erforderlich, schnell und sachkundig zu handeln, um das Leben unserer Tiere zu retten oder ihnen eine schnelle Heilung zu ermöglichen. Die erste Hilfe bezieht sich auf die ersten Maßnahmen nach dem Unfall oder der plötzlichen Veränderung im Allgemeinbefinden unserer Tiere. Die weitere Behandlung sollte einem Tierarzt überlassen werden.

Grundsätzlich können wir Notfälle in traumatisch bedingte, z.B. Bisswunden, Knochenbrüche und internistisch bedingte Notfälle, z. B. Vergiftungen, unterscheiden.

Als erste Hilfe gilt für alle Formen von Notfällen, daß die wichtigsten Lebensfunktionen aufrechterhalten werden. Hierbei sollten wir das aus dem Humanbereich bekannte A-B-C-D-Schema einhalten.

A-B-C-D-Schema

  • A = Atemwege - Atemwege freimachen, Fremdkörper, Erbrochenes entfernen
  • B = Beatmen - Atmungsunterstützende Maßnahmen, wie Druck auf den Brustkorb oder direkte Beatmung über die Nase.
  • C = Circulation (Kreislauf) - Stillen von Blutungen durch Druckverbände
  • D = Druggs (Medikamente) - Medikamente sollten nur vom Tierarzt verabreicht werden

Wir unterscheiden zwischen:

1.) Absoluten Notfällen , bei denen innerhalb weniger Minuten geholfen werden muß, wie z.B. bei Atem -und Herzstillstand, starke Blutungen.

2.) Dringenden Notfällen, bei denen die Behandlungen innerhalb von Minuten bis zu einer Stunde eingeleitet werden muß, wie z.B. tiefe Verletzungen mit Eröffnung von Bauch -oder Brusthöhle, schwerer Schock,, offene Frakturen, perforierende Verletzungen der Augen.

3.) Schweren Notfällen ,bei denen die notwendige Behandlung innerhalb der ersten Stunden eingeleitet werden muß, wie z.B. Brustkorb - und Bauchverletzungen, gedeckte Knochenbrüche, Verletzungen der Muskeln und Bänder, Magendrehung, Vergiftungen

4.) Weniger dringende Notfälle, bei denen die Behandlung innerhalb der ersten 24 Stunden eingeleitet werden müssen, wie z.B. kleinere Hautwunden, leichtes Erbrechen, Durchfälle.

Für den Tierhalter ist es oft schwer, die Situation richtig einzuschätzen. Teilweise werden Veränderungen überbewertet, z. B. eine Zecke die unbedingt noch in der Nacht entfernt werden soll. Dagegen wird der Versuch des Hundes sich zu Erbrechen und das Aufblähen des Magens als weniger dramatisch eingestuft und eine vorhandene Magendrehung kann nicht rechtzeitig behandelt werden. Diese Hunde sind nach mehr als 4-5 Stunden kaum noch zu retten, da die Blutgefäße abgeschnürt sind und der Magen abstirbt. Es kommt letztlich zum Herz- Kreislaufversagen.

Es können in diesem Beitrag nur einzelne Notfällen beschrieben werden.

Bei Unfällen ist die Lage oft klar zu erkennen. Das Tier liegt auf der Straße und sollte als erstes so gesichert werden, dass weder der Helfer noch das Tier vom nachfolgenden Verkehr gefährdet wird.

Als erstes sollte überprüft werden, ob das Tier noch atmet. Ist man sich unsicher, so kann eine Brille oder ein Spiegel vor die Nase gehalten werden. Beschlagen die Gläser, dann atmet das Tier noch selbständig. Ist keine eigenständige Atmung zu erkennen, muss die Zunge hervorgezogen und Fremdkörper oder Erbrochenes aus der Maulhöhle entfernt werden.

Der Brustkorb sollte nun kurz hintereinander vorsichtig mit den Händen zusammengedrückt werden, um die Selbstatmung anzuregen. Gelingt das nicht, muss direkt beatmet werden. Hierbei ist aber zu beachten, dass sich die helfende Person schützt, indem sie den Fang mit einem Band, Krawatte oder Gürtel zubindet, um nicht eventuell gebissen zu werden. Die Tiere sind oft in Panik und können auch dem Besitzer gegenüber anders reagieren, als er es gewohnt ist.
Ist eine Sauerstofflasche vorhanden, wobei es gleichgültig ist ob es sich hierbei um medizinischen oder technischen Sauerstoff handelt, kann direkt Sauerstoff über die Nase zugeführt werden. Hilfreich ist hierbei eine Plastiktüte, die dem Tier über den Kopf gezogen wird. Der Sauerstoff wird in die Tüte eingeleitet und dient als Sauerstoffzelt.

Wunden sollen mit Verbandsmaterialien oder sauberen Tüchern abgedeckt werden. Sind die Wunden stark verschmutzt, ist zunächst Wasser das beste Reinigungsmittel. Mit dem Druck einer Dusche lassen sich Schmutzpartikel gut aus dem Wundbereich spülen und das ist mit Urin, wie es teilweise vorgeschlagen wurde, wohl kaum möglich. Ein guter Druckverband ersetzt das Abbinden an den Extremitäten, denn hierdurch können Blutgefäße und Nerven geschädigt werden. Bei den Verbänden müssen die unteren Bereiche der Gliedmaßen mit in den Verband einbezogen werden, damit es keine Stauungen gibt.

Bei Knochenbrüchen an den Extremitäten sollten die betroffenen Beine ruhig gestellt werden. Als Schiene kann hier eine gefaltete Zeitschrift dienen, die mit einem Verband oder Tuch an die betroffene Stelle angebunden wird. Als Poltermaterial eignen sich Handtücher oder Wattebinden.

Besteht der Verdacht auf eine Verletzung der Wirbelsäule muß das Tier möglichst auf einer festen Unterlage transportiert werden. Zur Fixierung eignet sich hier einfaches Klebeband.

Bei Verbrennungen hilft das massive Abduschen der verbrannten Körperteile mit kaltem Wasser. Puder oder Salben sollten nicht aufgebracht werden.

Nach einer ersten Hilfe müssen die betroffenen Tiere möglichst schnell in eine Tierarztpraxis oder Tierklinik gefahren werden. Sie sollten sich aber möglichst telefonisch ankündigen, dass ist besonders nach den Sprechstunden oder an Feiertagen notwendig, damit der Helfer nicht vor verschlossenen Türen steht und der diensthabende Tierarzt vergeblich am Telefon sitzt. In einer Praxis kann dem Tier wesentlich besser geholfen werden, da hier die geeigneten Hilfsmittel zur Diagnose und letztlich für die gezielte Behandlung zu Verfügung stehen.